Cybersicherheit ist zum Schlachtfeld geworden
In einer Zeit, in der 100.000 Cyberangriffe pro Tag die neue Normalität sind, ist klar: Cybersicherheit ist zum Schlachtfeld geworden.
Auf dem Unternehmertag2025 teilten vier führende Köpfe aus aller Welt ihre Erkenntnisse:
• Lior Frenkel, CEO und Mitbegründer von Waterfall Security Solutions (Israel)
• Steve Hill, langjähriger Berater der britischen Regierung zum Thema Cybersicherheit (Großbritannien)
• Dr. Sarah Wolff, Mitglied der Geschäftsleitung von Deutsche Telekom Security (Deutschland)
• Dr.-Ing. Marina Krotofil, Expertin für den Schutz kritischer Infrastrukturen (Ukraine)
• Moderiert von Marc Kowalsky, stellvertretender Chefredakteur bei BILANZ (Schweiz)
Einblicke aus erster Hand:
„Warum Zeit mit komplexen Cyberangriffen verschwenden, wenn ich einfach ein Kraftwerk bombardieren kann?“ – So erklärte ein Redner Russlands Verzicht auf groß angelegte Cyberkriegsführung zu Beginn des Krieges. Der Kreml hatte eine kurze Parade geplant, keine langwierige Schlacht.
Doch Cyberkriminalität hat in jeder geopolitischen Krise zugenommen – und ist geblieben: von der Ukraine bis zum Nahen Osten.
Die meisten Angriffe werden mittlerweile von KI erkannt und abgewehrt – aber hinter den Kulissen beobachten, analysieren und passen sich Menschen weiterhin an.
Die Zuordnung ist schwieriger denn je. Es sind nicht mehr nur die „üblichen Verdächtigen“ wie China, Iran, Russland oder Nordkorea. Selbst vermeintlich neutrale Staaten entwickeln sich zu unberechenbaren Akteuren. Ein Diskussionsteilnehmer formulierte es so:
„Die Welt ist komplexer geworden – sowohl für die Guten als auch für die Bösen.“
Was neu und beängstigend ist:
Wir erleben einen exponentiellen Anstieg von Cyberangriffen mit physischen Folgen – tatsächliche Schäden an Gebäuden, Infrastruktur und Menschen. In zwei bis drei Jahren werden die Zahlen astronomisch sein.
Was muss sich also ändern?
Regierungen und Unternehmen müssen gleichermaßen operativ widerstandsfähig werden. Europa kann Cybersicherheit nicht länger als Nebensache behandeln.
„Denken Sie wie ein Formel-1-Team“, sagte ein Redner – beim Boxenstopp geht es nicht um Sicherheit, sondern um Geschwindigkeit. Das Gleiche gilt für Cybersicherheit: Es geht nicht nur um Verteidigung, sondern darum, vorne zu bleiben.
Die Privatwirtschaft muss ihre digitalen Schutzschilde stärken – von Passwörtern und Backups bis hin zur Reaktion auf Vorfälle.
Die kühnste Wahrheit des Tages:
„580 Millionen Europäer verlassen sich auf 330 Millionen Amerikaner, um sich gegen 145 Millionen Russen zu verteidigen. Das kann und darf so nicht weitergehen.“
Europa verfügt über das Wissen, die Talente und die Innovationskraft. Aber es muss handeln – und zwar schnell.
Cyber ist nicht mehr nur ein technisches Problem. Es ist eine Frage der Souveränität.